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IT-Spezifikation Teil 2

Die Auftragsklärung: Ein Prozess der Annäherung

Es überrascht Sie sicher nicht, wenn wir Ihnen sagen, dass auch heute noch ein Großteil der Projekte an einer mangelhaften Auftragsklärung scheitertn oder ihre Ziele verfehlen (nachzulesen zum Beispiel in GPM Projektmanagement-Studie 2008). Leider gehen die Studien nicht so weit, konkrete Empfehlungen zur Verbesserung dieser Ausgangsposition auszusprechen, so dass der Leser mit der Situation weiterhin alleine gelassen ist.

Was ist das Ziel einer sauberen Auftragsklärung?

Oft beschränkt sich die Auftragsklärung auf die reinen fachlichen Inhalte. Aus unserer Erfahrung ist dies zu wenig. Ziel der Auftragsklärung sollte es sein, ein einsatzfähiges System zu etablieren, in dem alle Beteiligten wissen, was sie voneinander erwarten können und was nicht. Die fachlichen Inhalte sind lediglich ein kleiner Baustein auf dem Weg dorthin.

Welche Inhalte gehören in die Auftragsklärung?

Um ein einsatzfähiges System zu etablieren, sollten Sie folgende Punkte klären:

  • Projektkontext
  • Problemstellung
  • Projekthistorie
  • Ziele
  • Auftrag
  • Ressourcen

Mit diesen sechs Schwerpunkten erhalten Sie ein Bild, wo der betroffene Bereich steht und wo es mit dem IT-Projekt hingehen soll.

Projektkontext

Klären Sie zunächst gemeinsam, wie es zum Projekt gekommen ist. Von wem ging die Initiative aus? Was war der konkrete Anlass? Warum gerade jetzt? Klären Sie die Funktion Ihrer Ansprechpartner im Unternehmen. Welche Erfahrung haben diese mit IT? Waren sie bereits früher in ein IT-Projekt involviert? Klären Sie auch den Kontext der relevanten Unternehmensteile. Wie sind sie strukturiert? Welche Ziele gibt es? Welche Bedeutung könnte das IT-Projekt zur Zielerreichung haben? Was wurde bisher unternommen? Welche Projekte könnten noch eine Rolle spielen?

Problemstellung

Hierbei geht es darum die Sichtweise der Betroffenen zu erfragen. Wie nehmen diese das Problem wahr, das durch die IT zu lösen ist? Für welche Personen ist es ein Problem? Wie lange gibt es das Problem bereits? Wer ist betroffen? Für wen ist das Problem kein Problem? Welche Personen könnten einen Vorteil aus der jetzigen Situation ziehen? Welche Lösungsvorstellungen wurden bereits geäußert?

Projekthistorie

Um aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen, sollten Sie sich ein Bild davon machen, welche bisherigen Aktivitäten unternommen wurden. Wie wurde die Problemstellung in der Vergangenheit angegangen? Was hat sich bewährt? Was nicht? Welche Zusammenhänge wurden dabei deutlich? Fragen Sie auch nach Personen, die beteiligt waren.

Ziele

Bei Zielen wird oft empfohlen, diese “SMART” (spezifisch, messbar, angemessen, realistisch, terminiert. Siehe auch Wikipedia: SMART (Projektmanagement)) zu formulieren. Obwohl dies methodisch korrekt ist hilft es nicht dabei, die richtigen Ziele zu finden. Versuchen Sie es einmal damit, die Betroffenen in die Zukunft zu führen. Was ist anders, wenn das IT-Projekt ein voller Erfolg war? Wie sehen die Arbeitsabläufe dann aus? Wie würde sich der Projekterfolg sonst noch auswirken? Wer würde die Veränderung bemerken? Wie würden andere auf den Erfolg reagieren? Finden Sie jedoch auch heraus, was unbedingt so bleiben soll, wie es ist. Entwickeln Sie eine Vorstellung davon in welchem Zeitrahmen der Erfolg erreicht werden soll. Es bringt nichts, die perfekte IT-Lösung in zwei Jahren zu versprechen, wenn das Unternehmen eine rasche Lösung benötigt.

Auftrag

Nun geht es daran, Ihre eigene Rolle zu klären. Welcher Beitrag zur Lösung wird von Ihnen erwartet? Woran wird Ihre Leistung gemessen? Welchen Beitrag leisten Ihre “Kunden”? Wer ist für bestimmte Aufgaben zuständig?

Ressourcen

Zuletzt geht es selbstverständlich auch um Termine, um die finanziellen Möglichkeiten, um die mögliche Beteiligung von Fachexperten. Insbesondere die letzten beiden Punkte werden oft nicht ausreichend geklärt. Gerade deshalb sollten Sie hier darauf bestehen, dass mit offenen Karten gespielt wird. Es bringt nichts, von falschen Voraussetzungen auszugehen und im Verlauf des Projekts festzustellen, dass Ihre Vorstellung von der Projektgröße sich nicht mit dem möglichen Investitionsrahmen deckt oder dass Sie das Projekt ohne ausreichende Fachexpertise stemmen müssen. Ein wesentlicher Punkt scheint uns auch, herauszufinden welche Personen aus dem Führungskreis sich für das IT-Projekt stark machen.

Fazit

Auftragsklärung beschränkt sich nicht nur auf die fachlichen Inhalte. Wenn Sie mit einem IT-Projekt erfolgreich sein wollen, benötigen Sie ein arbeitsfähiges und stabiles System. Dieses System wird von Personen getragen, nicht von fachlichen Inhalten. Mit der sauberen Auftragsklärung versetzen Sie sich in diese Personen. Sie betrachten das Unternehmen und das IT-Projekt aus deren Perspektive. Schlüpfen Sie in die Schuhe Ihrer Auftraggeber und der betroffenen Personen. Spiegeln Sie zurück, was Sie dabei wahrnehmen. Danach wird Ihnen die Ausgestaltung der fachlichen Inhalte deutlich einfacher fallen. Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit ein IT-System spezifizieren, dass die wirklichen Bedürfnisse trifft.